Den eigenen NAS mit Open Media Vault einrichten (2024)

Open Media Vault ist eine NAS-Lösung auf Debian-Basis, die kaum Ansprüche an die CPU stellt und für das System samt Nginx-Server für die Weboberfläche kaum mehr als 250 MB RAM fordert. Das ist geringe Last für einen Raspberry Pi 4 oder für ein zehn Jahre altes Notebook. Das System bietet Dienste für den Dateitransfer über SMB/CIFS (Samba), FTP, Rsync und NFS. Zusätzliche Erweiterungen stehen für SFTP (SSH) und DLNA (Streaming) bereit. Die Verwaltung erfolgt über eine attraktive Weboberfläche, die alle Dienste-, Laufwerks-, Konten-, Netzrechte-, Dateirechte-, Netzwerkeinstellungen als grafische Klickoptionen abbildet.

OMV für wen? Eine Einordnung

Wie jedes NAS-System beschränkt OMV die genutzte Hardware kompromisslos auf die Rolle als Server. Daher sollte das Zielgerät passen und weder überdimensioniert noch unterdimensioniert sein – wobei Letzteres unwahrscheinlich ist. Ideal ist der Einsatz von OMV, wenn ein ungenutzter Raspberry Pi 4 zur Verfügung steht oder ein ausgemustertes Notebook als Server wiederbelebt werden soll.

Wer die Hardware erst noch kaufen muss, sollte ein kommerzielles NAS von Synology, QNAP, Buffalo, D-Link & Co. nicht von vornherein ausschließen. Ein Raspberry Pi 4 mit vier GB RAM liegt mit dem notwendigen Zubehör kaum noch unter 120 bis 150 Euro. Notwendig sind das Originalnetzteil, UHS-SD-Karte mit circa 16 GB, Gehäuse mit Kühlfunktion (zu empfehlen „Flirc“), eventuell ein Micro-HDMI-Kabel für einen Monitor.

Für ein kleines NAS (2-Bay für zwei Festplatten) zahlen Sie mindestens 200 Euro. Die Hardware fällt dabei allerdings weit schwächer aus als beim Raspberry Pi 4. NAS-Geräte, die hinsichtlich CPU und RAM gleichziehen können, liegen bei mindestens 300 Euro aufwärts. Rechnet man den geringen Stromverbrauch und lautlosen Betrieb des Raspberry hinzu, scheint die Entscheidung eindeutig. Auf der anderen Seite sind kommerzielle NAS-Geräte aufgeräumte Boxen ohne Kabelsalat und bieten optimale Abstimmung von Hardware und Software. Intern arbeiten die Festplatten mit SATA, was zwar für die Auslieferung ins Netz irrelevant ist (Gigabit-Tempo schafft auch USB 3.0), aber bei Raid-Lösungen Vorteile bringt. Nicht zuletzt – und damit sind wir bei der Software – sind die Weboberflächen von Synology- oder QNAP-Systemen sehr komfortabel. OMV ist auf Augenhöhe, aber nicht gleichwertig.

Mini-PC-Überblick: Raspberry Pi und Co. im Vergleich

2a. OMV-Einrichtung auf PCs/ Notebooks

PCs sind der Vollständigkeit halber angeführt, weil OMV auf jeder Intel/AMD-Hardware läuft (nur 64 Bit). Tatsächlich wird man aber keinen aktuellen PC als OMV-Server unterfordern wollen, während sich alte PCs meistens durch Stromverbrauch, Größe und Geräuschpegel disqualifizieren. Auf älteren Notebooks mit Dualcore-CPU und zwei bis vier GB RAM ist OMV hingegen bestens aufgehoben.

Vorbereitungen: Die Installation erfolgt über ein ISO-Image, das Sie hier herunterladen. In unserem Fall (Oktober 2022) ist es das Image „openmediavault_6.0.24-amd64.iso“ mit circa 870 MB. Das ISO übertragen Sie mit den üblichen Mitteln (Etcher, Win 32 Disk Imager u. a.) auf einen USB-Stick.

OMV sollte nicht auf eine interne Festplatte installiert werden, weil das nur Platzverschwendung wäre. OMV übernimmt immer einen ganzen Datenträger, eine Aufteilung durch Partitionierung ist nicht möglich. Folglich brauchen Sie als Zieldatenträger entweder einen zweiten USB-Stick oder eine schnelle UHS-SD-Karte. Für OMV reichen 16 GB im Dauerbetrieb völlig aus, jedoch sind aus Leistungsgründen größere Medien oft besser. Für Notebooks, die stets einen SD-Kartenleser besitzen, empfehlen wir eine UHS-SD-Karte, die aufgeräumt im Kartenleser verschwindet.

Installation: Sobald beide Datenträger vorliegen, stecken Sie diese an das Notebook und booten das Gerät. In den meisten Fällen wird der USB-Stick mit dem Installations- ISO automatisch starten, falls nicht, müssen Sie den Stick über das Bios-Bootmenü als Startmedium wählen. Beim Installer handelt es sich um das bekannte Debian-Werkzeug. Nach „Install“ stellen Sie dreimal auf „Deutsch“ („German“ – „Deutschland“ – „Deutsch“), wählen dann als Netzwerkadapter Ethernet, also „eth“ oder „enp“, nicht den WLAN-Adapter.

Das abgefragte Kennwort für „root“ ist wichtig und zu notieren, nicht zuletzt, um später auch per SSH vollen Zugriff zu haben. Abfragen zu „Rechnername“, „Domain“, „Spiegelserver“ und „Proxy“ können Sie für einen Heimserver überspringen beziehungsweise übernehmen.

Wesentlich ist der Punkt „Festplatten partitionieren“: Wählen Sie hier den vorbereiteten SD- oder USB-Datenträger, der anhand der Gerätebezeichnung und der Größenangaben eindeutig zu identifizieren ist. Das Setup bietet auch den USB-Stick als Ziel an, mit dem Sie gerade installieren. Der scheidet ebenso aus wie interne Festplatten. Nach der Installation ziehen Sie den Installationsstick ab und starten das Gerät neu. Sie können sich als Benutzer root mit dem zuvor vergebenen Passwort anmelden. Mit

ip a

ermitteln Sie die IP-Adresse des OMV-Systems (siehe Adapter „eth0“). Weitere Aktionen am lokalen Gerät sind nicht notwendig. Anhand der IP-Adresse steuern Sie OMV mit jedem anderen Rechner über die Weboberfläche (siehe Punkt 3), bei Bedarf auch über SSH (ssh root@[IP]). Merken Sie sich für eventuelle SSH-Zugriffe vor, dass OMV unter „/usr/sbin“ eine Reihe nützlicher Terminaltools anbietet, deren Name jeweils mit „omv-“ beginnt.

2b. OMV-Setup auf Raspberry Pi 4

Früher gab es auch für den Raspberry fertige ISO-Images. Neuerdings erfolgt das OMV-Setup über ein Bash-Script in einem laufenden System. Es muss zwingend ein System ohne Desktop sein. Wir verwenden zum Download und Schreiben des Basissystems den Raspberry Pi Imager. In der großen Systemauswahl des Imagers ist das kleine Raspberry PI OS Lite (32 oder 64 Bit) ohne Desktop die beste Wahl für OMV. Nutzen Sie im Pi Imager die Option, über das Zahnradsymbol (rechts unten) Voreinstellungen für das PI OS festzulegen. „SSH aktivieren“ sowie „Benutzername und Passwort setzen“ ist nützlich, falls der Platinenrechner von vornherein ohne Monitor und Eingabegeräte auskommen soll. Nach dem Schreiben des Systems auf UHS-SDKarte legen Sie diese am Raspberry ein und booten ihn damit. Nach der Systemaktualisierung mit

sudo apt update && sudo apt upgrade

laden Sie das Installations-Script („install“) herunter und übergeben es direkt an Bash:

wget -O - https://raw.githubusercontent.com/OpenMediaVault-Plugin-Developers/installScript/master/install | sudo bash

Eine Viertelstunde wird die damit gestartete Installation circa dauern. Falls die Routine sofort abbricht, ist das gewählte System nicht geeignet. Hauptgrund ist ein Betriebssystem mit grafischem Desktop. Mit dem empfohlenen „Raspberry PI OS Lite“ sind Sie auf der sicheren Seite.

Zum Schluss wird die Netzwerkschnittstelle neu initialisiert, wonach Sie bei SSH-Installation vermutlich die Verbindung verlieren. Das Setup ist dann aber abgeschlossen und die geänderte IP-Adresse des Raspberry finden Sie über den Heimrouter heraus. Die weitere Konfiguration findet über den Browser statt.

Die OMV-Konfiguration

Der Zugang zur OMV-Oberfläche wird weder im Debian-Setup (Punkt 2a) noch im Installations-Script (Punkt 2b) abgefragt. Er lautet standardmäßig „admin“ mit Kennwort „openmediavault“. Das Kennwort für „admin“ lässt sich nach der Anmeldung sofort ändern über das Benutzersymbol rechts oben (an dieser Stelle auch „Sprache“ und „Dashboard“-Infostandards). Bei Bedarf können später auch andere Konten angelegt werden, die sich als „openmediavault- admin“ (Gruppe) anmelden dürfen.

Nachfolgend nennen wir grundlegende Maßnahmen und wichtige Einstellungen. Ein Info vorab: OMV fordert bei jeder Konfigurationsänderung eine Bestätigung.

Netzwerk: Für jeden Server ist eine feste IPv4-Adresse wichtig: Dazu tragen Sie unter „Netzwerk –› Schnittstellen –› eth0“ eine freie IP als Adresse ein, als Netzwerkmaske „255.255.255.0“ und als Gateway die IP des Heimrouters. Die Router-IP sollten Sie ferner unter „System –› Netzwerk –› DNS-Server“ eintragen. Nach Klick auf „Speichern“ und „Anwenden“ geht die Verbindung im Browser erst mal verloren. Geben Sie im Browser nach kurzer Wartezeit einfach die neue IP ein.

Datenspeicher: Datenträger (Ext, BTRFS, XFS, FAT, NTFS, exFAT) lädt OMV beim Systemstart oder Hotplug automatisch und zeigt sie unter „Datenspeicher –› Laufwerke“. An dieser Stelle kann über „Bearbeiten“ nur Hardwaretechnisches festgelegt werden (Energieverwaltung, Schreibcache). Unter „Datenspeicher –› Dateisysteme“ werden Datenträger dann dauerhaft eingebunden: Dazu klicken Sie auf das Plus-Symbol, wählen „Einhängen“ und dann unter „Dateisystem“ das Gerät („dev/…“). Zur Einrichtung eines noch leeren Datenträgers dient unter „Datenspeicher –› Dateisysteme“, der Klick auf das Plus-Symbol und die Option „Erstellen“. OMV erstellt ausschließlich Linux-Dateisysteme (Ext, XFS, BTRFS).

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Dienste: Was den OMV-Server eigentlich ausmacht, konfigurieren Sie unter „Dienste“. SSH sollte standardmäßig aktiv sein. Unter „Dienste –› SMB/CIFS“ erstellen Sie Samba/Windows-Freigaben (andere Freigaben funktionieren analog). Zunächst muss unter „ SMB/CIFS –› Einstellungen“ die Option „Aktiviert“ geklickt werden, damit der Serverdienst läuft. Die Freigaben im Einzelnen erledigen Sie unter „Dienste –› SMB/ CIFS –› Freigaben“ über das Plus-Symbol. Als „Name“ vergeben Sie einen beliebigen Freigabenamen, unter „Dateisystem“ wählen Sie den Datenträger wie etwa „/dev/ sda1“. Um diesen komplett freizugeben, tragen Sie bei „Relativer Pfad“ den Slash „/“ ein. Darunter legen Sie die (Samba-) Rechte fest – etwa Admin und Systembenutzer „lesen/ schreiben“, andere ohne Zugriffsrecht.

Benutzer: Sofern Sie nicht ganz einfache „öffentliche“ Freigaben machen wollen („Gäste sind zugelassen“), benötigen Sie System- und Samba-Konten, die eine Freigabe verwenden dürfen. Diese richten Sie unter „Benutzer –› Benutzer“ ein. Dann markieren Sie den Benutzer und klicken auf „Privilegien“. Eine unter „Dienste“ getätigte Freigabe taucht dann hier auf und mit „Read/Write“ ist der (authentifizierte) Zugriff von jedem Netzwerkgerät möglich.

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Benutzer und Samba-Homes: Wenn jedes OMV-Konto seinen eigenen „Home-Ordner“ auf dem NAS besitzen soll, aktivieren Sie unter „Dienste –› SMB/CIFS –› Einstellungen“ die Option „Heimatverzeichnisse“. Das funktioniert aber nur, wenn vorher unter „Benutzer –› Einstellungen“ Home-Verzeichnisse aktiviert, also auf Dateiebene erstellt wurden. Sinnvollerweise werden als Speichergerät für die Homes nur externe Datenträger angeboten. Das kleine Medium für das OMV-System wird damit nicht belastet.

Freigaben und Dateirechte: Netzfreigaben über Samba & Co. können an mangelnden lokalen Dateirechten scheitern. Der auf den ersten Blick irritierende Punkt „Freigegebene Ordner“ unter „Datenspeicher“ ist daher logisch: Er erlaubt für eine unter Samba getätigte Freigabe unter anderem die Korrektur der Dateirechte mit dem Symbol „Zugriffskontrollliste“.

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Author: Golda Nolan II

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